MAPAL optimiert Bearbeitung für Kurbelwelle und Ventilsitze
Die Produktionszahlen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind rückläufig, liegen mit jährlich rund 75 Millionen gebauten Autos aber immer noch auf sehr hohem Niveau. Grund genug für die Industrie, für die Serienfertigung weiter nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. MAPAL unterstützt dies mit neuen Werkzeuglösungen für moderne Verbrenner- und Hybridmotoren.
Im Fokus der Automobilbranche stehen stets schnellere Taktzeiten und niedrigere Kosten pro Bauteil. Mit zwei Beispielen aus der Kurbelwellenfertigung und der Ventilsitzbearbeitung zeigt MAPAL, wie dies mit der Kombination von Bearbeitungsschritten und innovativen Werkzeugtechnologien erreicht werden kann.
One-Shot Solution zum Bohren und Entgraten
Der Wunsch nach Gewichtseinsparung, um mit weniger bewegter Masse Treibstoff zu sparen, macht auch vor einer klassischen Komponente wie der Kurbelwelle nicht Halt. Um Material abzutragen, zieht sich eine zentrale Erleichterungsbohrung durch das gesamte Bauteil. Bedingt durch die Form der Kurbelwelle, kommt es bei der zerspanenden Bearbeitung zu wiederholten Ein- und Austritten des Werkzeugs in das Material. Wie viele das sind, hängt von der Zylinderzahl des Motors ab.
Auch die Länge des Bohrers richtet sich danach. Um die komplette Kurbelwelle in einem Durchgang bearbeiten zu können, sind Werkzeuge mit Längen zwischen 600 und 800 mm erforderlich. MAPAL realisiert dies mit einem modularen System. Der Bohrkörper ist ein Sonder-Wechselkopfhalter mit TTS-Schnittstelle (Torque Transfer System), die eine extrem stabile Verbindung garantiert. Die MAPAL Schnittstelle ist gekennzeichnet durch eine optimale Drehmomentübertragung sowie hohe Wechsel- und Rundlaufgenauigkeiten. Für die gewünschte Werkzeuglänge wird der Halter auf eine Verlängerung aufgeschraubt. Der TTD-Wechselbohrkopf an der Spitze ist je nach Maschinenleistung in unterschiedlichen geometrischen Ausführungen verfügbar.
Eine Herausforderung bei der Bearbeitung sind die Grate, die beim Ein- und Austritt des Bohrers ins Metall entstehen. Früher wurden diese Grate in einem separaten Arbeitsgang entfernt. MAPAL bietet nun eine One-Shot-Lösung zum gleichzeitigen Bohren und Entgraten. Möglich wird dies durch ein modulares Kombinationswerkzeug, bei dem in die Fase hinter dem Bohrkopf eine zusätzliche Fasschneide integriert ist. Dieses SNAP18 Modul ist ein miniaturisiertes Entgratsystem, das von der HEULE Precision Tools individuell ausgelegt wurde. Zum prozesssicheren Vorwärts- und Rückwärtsentgraten steuert eine kleine Feder die Schneide aus und sorgt dafür, dass der vorgebohrte Durchmesser zehntelgenau gefast und durch das Entgraten nicht beschädigt wird.
Mit dieser Werkzeuglösung spart sich der Anwender einen Arbeitsschritt und damit auch einen Werkzeugplatz im Magazin. Die Taktzeit verkürzt sich.
Zwölf Schneiden für Ventilsitze
Zur Kostensenkung bei der Feinbearbeitung von Ventilsitzen hat MAPAL eine innovative HNHX-Wendeschneidplatte entwickelt. Wie das Vorgängermodell ist auch die HNHX sechseckig, verfügt aber über zwölf einsetzbare Schneidkanten anstatt der bisherigen sechs. Die negative Einbaulage ermöglicht das Wenden dieser neuen Schneidplatte. Ein modifizierter Spannstern sorgt für maximalen Kraftschluss und präzise Positionierung im Plattensitz. Für die Endbearbeitung des Ventilsitzrings ist sowohl bezüglich der vorgegebenen Toleranzen als auch der Oberflächenqualität eine hochgenaue Zerspanung erforderlich. Mit der HNHX werden Oberflächenwerte von weniger als Ra 2,0 erreicht.
MAPAL empfiehlt für die Bearbeitung von Ventilsitz und Ventilführung ein Kombinationswerkzeug. In einem Arbeitsgang zerspant das Werkzeug zunächst die Ventilführung und zum Schluss mit der HNHX-Schneidplatte den Ventilsitz.
Weitere Effizienzsteigerung bei größeren Ventilsitzringen möglich
Je nach Ventilsitzauslegung sind die HNHX-Schneidplatten auch deutlich mehr als zwölfmal einsetzbar. Wo konstruktiv möglich, etwa bei größeren Ventilsitzringen im LKW-Bereich, kann jede dieser Schneiden zweimal eingesetzt werden, womit 24 Schneidkanten nutzbar sind. Dies geschieht dadurch, dass die Schneide am Ende ihrer Standzeit ausgebaut und in einer anderen Winkelposition wieder eingesetzt wird. Die genutzten Schneidkanten sind durch eine entsprechende Beschichtung für den Anwender leicht identifizierbar. Das ermöglicht eine unkomplizierte Neupositionierung in einem weiteren Plattensitz und ein Weiterarbeiten mit einem noch ungenutzten Bereich der Schneidkante.
Eine Verdoppelung der Anzahl vom Schneidkanten wirkt sich für die Anwender direkt auf die Produktionskosten aus: Die Cost per Part halbieren sich dadurch. Hinzu kommt ein Standzeitgewinn durch den Einsatz von PcBN-Hochleistungsschneidstoffen, die innerhalb der MAPAL Gruppe entwickelt werden. Die Schneidstoffe sind abgestimmt auf Entwicklungen der Industrie, die Ventilsitzringe durch Verwendung neuer Materialien noch verschleißfester zu machen. Das robuste Spannsystem resultiert in einem maximalen Kraftschluss und somit einer homogenen Kraftverteilung im Plattensitz.
Die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren hält trotz des eindeutigen Trends zur Elektromobilität an. Nicht zuletzt, um in modernen Hybridfahrzeugen genutzt zu werden. Als Technologiepartner steht MAPAL an der Seite der Kunden und trägt in kommenden Jahren dazu bei, deren Produktion weiter zu optimieren.
Beim Automobilzulieferer Schabmüller verantwortet MAPAL bereits das Toolmanagement. Nun hat der Aalener Werkzeughersteller auch die CAD/CAM-Programmierung der Bauteile inklusive Simulation übernommen.