Wie Hans Braun als junger Mann zur MAPAL Tochter BECK kam und warum er nie woanders arbeiten wollte.
Es ist ein Freitag Ende März. Hans Braun steht ein letztes Mal in seinem Büro bei BECK in Winterlingen. Der Leiter der Abteilung „Nachschliffe und Reparaturen“ räumt noch einige persönliche Dinge zusammen, spaziert eine Runde durch die Firma, sagt Kolleginnen und Kollegen Adieu. Am Nachmittag steht ein Empfang bei der Geschäftsleitung von BECK an. „Es war ein schöner Tag“, wird Hans Braun später sagen. Für Wehmut sei ihm kaum Zeit geblieben: „Es war so viel los, ich kam überhaupt nicht zum Nachdenken“. Und er war ja auch vorbereitet, der Abschied lange geplant. Der 64-Jährige geht nach 49 Jahren in den Ruhestand. Zeitgleich mit seiner Frau. Die beiden freuen sich auf den neuen Lebensabschnitt. Und haben sich viel vorgenommen. Das Eigenheim wollen sie verschönern, im Garten gibt es einiges zu tun. Und ein Urlaub an der Nordsee ist auch schon gebucht. Hans Braun ist nicht bange vor der Rente. Zumal er sein Team in guten Händen weiß. Seinen Nachfolger konnte er gründlich einarbeiten und Hans ist sich sicher: „Der schafft das.“
Er fing als Jungarbeiter an
Hans Braun war 16 Jahre alt, als er bei BECK in die Lehre ging. Die Ausbildung zum Industriemechaniker, damals hieß der Beruf noch Schlosser, fiel ihm leicht. Die Firma war ihm schon gut vertraut. Ein Jahr zuvor hatte er als Jungarbeiter angefangen, was damals nicht unüblich war. Freie Ausbildungsplätze waren in den 1970er-Jahren ein rares Gut. Sein Vater hatte die Anstellung für ihn eingefädelt. Er war im Wirtshaus gewesen und dort dem damaligen Geschäftsführer von BECK begegnet. Man kam ins Gespräch, die Sache nahm ihren Lauf. Gleich am nächsten Morgen schickte der Senior den Sohn in die Firma. „Ich habe sofort unterschrieben“, erzählt Hans und lacht, weil er die Sache so blauäugig angegangen war: „Ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was auf mich zukommt.“ Hart und lehrreich sei dieses Jahr als Jungarbeiter für ihn gewesen, aber er sei auch innerlich gereift. Zuerst wurde er in der Versandabteilung eingesetzt. „Dort habe ich den ganzen Tag Reibahlen eingepackt.“ Später wurde er Springer in der Fräserei, legte Werkzeuge in die Maschinen ein, erhielt bald auch anspruchsvollere Aufgaben.
„Du wirst sehen, du wirst mal Meister“
In der Fräserei blieb er auch nach der Ausbildung hängen. Ein älterer Mitarbeiter sprach den jungen Kollegen an: „Du wirst sehen, du wirst mal Meister.“ Hans war verdutzt und wurde erst mal Soldat. Zwei Jahre leistete er Wehrdienst, auch das sei eine prägende Erfahrung gewesen. Zurück bei BECK erwarteten ihn die ersten modernen CNC-Maschinen. BECK, Spezialist für Reibahlen und Senker, begann auch Feinbohrwerkzeuge zu fertigen. Hans lernte Neues, fand es spannend und interessant. Bald wurde er zum Stellvertreter des Meisters ernannt, obwohl er die Meisterschule noch vor sich hatte. Damit fing er dann direkt an, neben der Arbeit. Fünf Jahre später übernahm er die Meisterstelle von seinem damaligen Chef, als der in Rente ging. Nun trug Hans die Verantwortung für die Fräserei und ihre rund 25 Mitarbeiter. Die Geschäfte bei BECK liefen in diesen Jahren aber nicht immer so gut wie erhofft. Es gab ein stetes Auf und Ab. Mal standen Überstunden an, dann wieder Kurzarbeit — Hans ließ sich jedoch nicht beirren. Er glaubte fest an BECK und stand treu zum Unternehmen.
Hans engagiert sich als Betriebsrat in schweren Zeiten
2002 kandidierte er erstmals für den Betriebsrat, „weil mich diese Themen interessiert haben und weil ich mich engagieren wollte.“ Gewählt und kaum im Amt, musste er sich in schweren Zeiten bewähren. Ein weltweiter Konjunktureinbruch brachte BECK in eine bedrohliche Lage. Wochenlang war er, der Betriebsratsneuling, damals in Verhandlungen eingebunden, mit der Geschäftsleitung, dem Arbeitgeberverband, der Gewerkschaft. Hans hatte ein mulmiges Gefühl, aber er gab die Hoffnung nicht auf. Zwei Jahre später hieß BECK immer noch BECK und war nun Teil der MAPAL Gruppe. „Seit dieser Zeit laufen die Geschäfte bei uns stabil,“ sagt Hans und es freut ihn.
„Der schönste Arbeitsplatz von allen“
Es dauerte nicht lange, und wieder kam Bewegung in das Leben von Hans Braun. 2006 wurde er Betriebsratsvorsitzender und übte das Amt zehn Jahre lang aus. Bald darauf vertraute ihm die Geschäftsleitung den Nachschleifservice und die Bearbeitung von Reklamationen an. Er sollte eine Organisationstruktur für diesen Bereich entwickeln. Seine Arbeit veränderte sich komplett. „Ich war jetzt mit Vertriebsthemen konfrontiert, musste vieles neu lernen.“ Auf sich allein gestellt baute er den Fertigungsablauf für Nachschliffaufträge auf. Bald entstand daraus eine eigene Nachschleifabteilung. Hans arbeitete sich in kaufmännische Prozesse ein, verbrachte jetzt viel Zeit am Computer, blieb dennoch nah bei der Fertigung. „Es war für mich der schönste Arbeitsplatz von allen,“ sagt der 64-Jährige. Er kam nun auch mit den Kunden in Kontakt und arbeitete mit Kollegen in der ganzen Welt zusammen. Englisch hatte er in der Schule gelernt, lange her, aber „es hat funktioniert.“ Er sei dankbar für die vielen Möglichkeiten, die BECK ihm bot, blickt der Neu-Ruheständler zufrieden zurück. „Ich habe diese Chancen genutzt und konnte mich immer wieder weiterentwickeln.“ Wenn Hans Braun heute sagt: „BECK war mein Leben.“ Wer würde ihm widersprechen wollen?
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