09.11.2023

Doppelt so schnell zum Titanbauteil

SME Aerospace Malaysia setzt auf MAPAL Werkzeuge

Mit dem Wunsch nach einer schnelleren Bearbeitungszeit für ein Bauteil ist der Flugzeugzulieferer SME Aerospace auf MAPAL Malaysia zugekommen. Titanwerkzeuge der neuesten Generation und eine verbesserte Bearbeitungsstrategie machten eine Zeitersparnis von über drei Stunden pro Teil möglich.

Das Projektteam bestehend aus acht Mitarbeitern von SMEA und MAPAL steht vor einem Flugzeug.
  • Das Projektteam bestehend aus acht Mitarbeitern von SMEA und MAPAL steht vor einem Flugzeug.
  • Das Bild zeigt einen Wendeschneidplattenfräser, der in der maschine eingespannt ist.
  • Der untere Teil des Titanbauteils ist zu sehen.
  • Der OptiMill-Tro-Titan ist bei der Bearbeitung des Titanbauteils zu sehen.
  • Ein Linsenkopffräser, eingespannt in ein UNIQ Mill Chuck von MAPAL, bearbeitet das Bauteil.
  • Ein Kegelfräser von MAPAL sowie das zu bearbeitende Titanbauteil sind in der Maschine eingespannt.
  • Drei Mitarbeiter von SMEA und MAPAL stehen vor einer Maschine.
  • Fünf Mitarbeiter von SMEA und MAPAL stehen vor einer Maschine.

In Kuala Lumpur fertigt SME Aerospace (SMEA) Bauteile für wichtige Flugzeughersteller, darunter Boeing und Airbus. Das Unternehmen stellt keine Prototypen her, sondern hat sich ganz auf die Serienproduktion von Komponenten konzentriert. Bei typischen Losgrößen im oberen zweistelligen Bereich kommen pro Jahr über eine Million Teile ganz unterschiedlicher Größe zusammen. Das Unternehmen beschäftigt in Malaysia rund 800 Mitarbeiter und ist mit einem modernen Maschinenpark sehr gut aufgestellt, um in der Fertigung die erforderliche Performance zu erreichen.

Der Kostendruck im globalen Business ist auch beim Zulieferer in Malaysia angekommen. Der überwiegende Teil der Werkstücke besteht aus Aluminium. SME Aerospace kann auf seinen Maschinen Strukturbauteile bis zu einer Größe von vier Metern zerspanen. 

Derzeit fertigt der Zulieferer nur wenige Titanbauteile, will diesen Bereich aber ausbauen. Dafür erachtet es SMEA als notwendig, die Produktivität in der Titanbearbeitung zu erhöhen, um einen höheren Output auf den Maschinen zu erreichen. Für die Bearbeitung eines speziellen Bauteils wandte sich das Unternehmen dafür an MAPAL Malaysia. Der asiatische Standort von MAPAL besteht seit 2008 und ist ebenfalls im Großraum Kuala Lumpur angesiedelt. Geleitet wird die Niederlassung von Kang Hum Lim. Die 17 Mitarbeiter sind überwiegend schon lange im Unternehmen tätig und verfügen über einen hohen Kenntnisstand. 

Die Niederlassung bietet das gesamte Produkt- und Leistungsspektrum von MAPAL an, dazu umfassende technische Unterstützung. Neben dem Vertrieb gibt es vor Ort auch eine Fertigung einfacher Vollhartmetallwerkzeuge und einen Nachschleifservice. Zum Beschichten arbeitet man mit lokalen Firmen zusammen. Viele Kunden von MAPAL Malaysia kommen aus dem Automotive-Bereich, aber auch die Luftfahrt spielt eine immer größere Rolle. Für das neue Projekt mit SME Aerospace konnte MAPAL Malaysia auf die Erfahrung von Senior Sales and Application Engineer Kien Keng Mak mit dem CAD/CAM-System Catia bauen. Vor seinem Einstieg bei MAPAL war er viele Jahre bei einem Unternehmen beschäftigt, das Strukturteile für die Luft- und Raumfahrtindustrie herstellt. Für das neue Projekt bei SME Aerospace waren seine Programmierkenntnisse mit dem CAD/CAM-System Catia besonders hilfreich, da es die vorgegebenen Konturen des aus dem Vollen zu fräsenden Luftfahrtteils auf der Maschine korrekt umsetzte.
 

Das Projektteam bestehend aus acht Mitarbeitern von SMEA und MAPAL steht vor einem Flugzeug.
Das Projektteam mit Mitarbeitern von SME Aerospace und MAPAL in Malaysia (v.l.): Noramin Nazar Shah, Mohd Farid, Kang Hum Lim, Omar Joizuddin, Markus Beerhalter, Muhammad Faizal, Sumitro Setianto, Wan Zulkifli und Kien Keng Mak.   ©MAPAL

Bauteil für den Airbus A320

Die Komponente, für welche SME Aerospace MAPAL Malaysia mit ins Boot geholt hat, ist ein Bauteil für einen Airbus A320. SMEA produziert davon seit einigen Jahren schon jeden Monat etwa 40 Stück. Das etwa 85 x 70 x 100 mm große Bauteil erinnert auf den ersten Blick an einen Bremssattel, ist in der Bearbeitung mit seinen schrägen Flächen, verschiedenen Radien und Übergängen aber durchaus anspruchsvoll. Um das Teil aus einem Titanblock heraus zu fräsen, setzte SMEA bislang Vollhartmetallwerkzeuge und Werkzeuge mit Wendeschneidplatten in einfacher Ausführung ein. Mit der Prozessdauer von 6:38 Stunden, durch die viel Maschinenzeit gebunden wurde, war der Fertiger unzufrieden und hat sich daher nach einem anderen Werkzeuglieferanten umgesehen. 
Ein Kegelfräser von MAPAL sowie das zu bearbeitende Titanbauteil sind in der Maschine eingespannt.
Für saubere Radien, glatte Übergänge und perfekte Oberflächen sorgt ein Kegelfräser, den MAPAL als Sonderwerkzeug für SME Aerospace auslegte.   ©MAPAL
MAPAL Malaysia wählte geeignete Werkzeuge aus und erarbeitete eine grobe Bearbeitungsstrategie. Die Techniker stützten sich dabei auf das aktuelle Werkzeugportfolio für die Titanbearbeitung, brachten aber auch bereits Sonderwerkzeuge ins Spiel. Anhand der jeweils hinterlegten Schnittdaten erstellten sie eine Simulation und errechneten eine zu erwartende Bearbeitungszeit von 3:34 Stunden. 
Fünf Mitarbeiter von SMEA und MAPAL stehen vor einer Maschine.
Beim Feintuning des Prozesses an der Maschine (v.l.): Kien Keng Mak (Senior Sales and Application Engineer MAPAL Malaysia), Markus Beerhalter (Global Project Engineer MAPAL), Kang Hum Lim (Managing Director MAPAL Malaysia), Dian Winaryanto und Inan Akub (beide Maschinenbediener bei SMEA).   ©MAPAL

Mit diesem Konzept kam die malaysische Niederlassung auf die Titan-Spezialisten im Stammwerk Aalen zu. Dort staunte man über die prognostizierte Zeitersparnis von fast 50 Prozent. Um die Ausarbeitung zu verifizieren, hat das TET-CAM-Team die Bearbeitung erneut simuliert, wobei das Interesse vor allem der Schruppbearbeitung galt, die etwa 65 Prozent der Zykluszeit bestimmte. In Zusammenarbeit mit der R&D-Abteilung wurden Bearbeitungsstrategien mit Vollhartmetall-Sonderwerkzeugen entwickelt und in das CAD/CAM System Catia von MAPAL Malaysia implementiert. Das habe vor allem dank der hervorragenden, offenen Kommunikation aller Beteiligten funktioniert, heißt es aus dem Projektteam. „Die vorgegebenen Konturen des Bauteils konnten so exakt aus dem Vollen zerspant werden.“

„Den größtmöglichen Kundennutzen bekommen wir nur über eine Simulation heraus. Unser TET-CAM-Team ist hier der Schlüssel zu solchen Projekten“, weiß Jens Ilg, der bei MAPAL als Business Development Manager Luftfahrtkunden betreut. „Das Team weiß, was die Maschine kann, wie die Bearbeitung aussehen sollte und wie leistungsfähig unsere Werkzeuge sind.“ Die Werte aus Kuala Lumpur und Aalen stimmten schließlich sehr gut miteinander überein.
 

Einfachere Logistik durch Wendeschneidplatten

Das Bild zeigt einen Wendeschneidplattenfräser, der in der maschine eingespannt ist.
Für die Flächen in der ersten Aufspannung wählte MAPAL Wendeschneidplattenfräser. Die Wendeschneidplatten können in Malaysia recycelt werden, was die Zahl der Werkzeuge, die zum Nachschleifen nach Deutschland müssen, auf ein Minimum reduziert.   ©MAPAL
In Aalen wurde das Werkzeugkonzept noch etwas verfeinert, was die Taktzeit weiter verkürzte. Für die Werkzeuge gab der Hersteller nun auch Standzeiten mit an. Wo möglich, wurden die ursprünglich zum Schruppen vorgesehenen Vollhartmetallwerkzeuge durch Werkzeuge mit Wendeschneidplatten ersetzt. Damit gelang es, die Zahl der Werkzeuge, die wegen ihrer komplexen Geometrie zum Nachschleifen nach Deutschland geschickt werden müssen, auf ein Minimum zu begrenzen. Wendeschneidplatten können vor Ort in Malaysia recycelt werden. Das steigert die Nachhaltigkeit der Serienproduktion erheblich. 
Ein Linsenkopffräser, eingespannt in ein UNIQ Mill Chuck von MAPAL, bearbeitet das Bauteil.
Ein leistungsfähiges Duo zur Bearbeitung von Seitenrand und verschiedenen Radien: Ein Linsenkopffräser in Sonderausführung und das Hydrodehnspannfutter.   ©MAPAL

Um für den Kunden die Bearbeitungszeit des Bauteils um die prognostizierten 50 Prozent zu reduzieren, hat es MAPAL nicht dabei belassen, die zuvor benutzten Werkzeuge durch Hightech-Werkzeuge für Titan zu ersetzen. Vielmehr haben die Spezialisten den kompletten Prozess analysiert und clevere Programmiertricks, Werkzeugfeatures und Bearbeitungsstrategien eingesetzt. Dabei entschied man sich für eine Bearbeitung in drei Aufspannungen, um eine Deformation des Bauteils beim Fräsen zu verhindern. MAPAL Malaysia hat die Spannvorrichtungen dafür selber ausgelegt. Auch die passenden Werkzeughalter kamen von MAPAL. Sie gewährleisten, dass die Kühlmittelzufuhr optimal an die Schneide gelangt und eine zuverlässige Späneabfuhr gegeben ist. Beides ist bei der Titanbearbeitung sehr wichtig, um schnellen Werkzeugverschleiß zu vermeiden. Sicherheitshalber wurde neben der internen Kühlmittelzufuhr auch noch eine Außenkühlung zugeschaltet. 

Die MAPAL Spezialisten vervollständigten das Rundum-sorglos-Paket für SMEA durch die Programmierung des Bauteils: Direkt auf dem Rechner des Kunden, mit den Daten der Maschine, auf welcher die Bearbeitung stattfinden sollte, einer DMC 65 monoBlock. 
 

In drei Aufspannungen prozesssicher zum Ziel

Der OptiMill-Tro-Titan ist bei der Bearbeitung des Titanbauteils zu sehen.
Große Effizienz beim Taschenfräsen: Der Trochoidalfräser OptiMill-Tro-Titan.   ©MAPAL
In der ersten Aufspannung werden die Flächen für den Bracket Lever Stop gefräst und ein Schwalbenschwanz angebracht. Der OptiMill-Tro-Titan kommt für das Trochoidalfräsen der Tasche zum Einsatz und ist für das Gros der Taktzeiteinsparung verantwortlich. Seitenrand und verschiedene Radien werden mit einem Linsenkopffräser und einem Kegelfräser je in Sonderausführung in einer Aufspannung bearbeitet. Schneidwinkel, Substrate und Beschichtungen basieren dabei auf den Erkenntnissen, die MAPAL bei der Entwicklung seiner Standardwerkzeuge für Titan gewonnen hat. Während für die Schruppbearbeitung nach Möglichkeit Werkzeuge mit Wendeschneidplatten eingesetzt werden, kommen beim Schlichten überwiegend Vollhartmetallwerkzeuge zum Zug, um saubere Oberflächen zu erzielen. „Wir haben bei diesem Projekt eine gute Kombination aus Vollhartmetall- und Wendeschneidplattentechnologie gefunden“, kommentiert Jens Ilg.
Drei Mitarbeiter von SMEA und MAPAL stehen vor einer Maschine.
Arbeiteten in Kuala Lumpur gut zusammen (v.l.): Suhaimi Bin Saeh (Maschinenbediener SMEA), Markus Beerhalter (Global Project Engineer MAPAL) und Kien Keng Mak (Senior Sales and Application Engineer MAPAL Malaysia).   ©MAPAL

Damit am Ende nichts mehr schief geht, unterstützte Global Project Engineer Markus Beerhalter das Team von MAPAL Malaysia beim Einfahren. „Markus ist unser Mann für wichtige und kritische Fälle in Asien“, sagt Jens Ilg. „Er ist seit vielen Jahren für MAPAL tätig, kennt sich aus mit Werkzeuganwendungen und ist sehr gut vernetzt.“ Vor Ort konnte Beerhalter sein Know-how in der Titanbearbeitung einbringen. „Bei Titan klingt das Geräusch während der Zerspanung sehr unterschiedlich“, berichtet er. „Bei der Optimierung der Schnittwerte beziehen wir daher auch den Sound der Bearbeitung mit ein. Vibrationen oder schlechte Kühlung wirken sich sehr negativ auf die Standzeit der Werkzeuge und die Qualität des Bauteils aus. Wenn ein Mitarbeiter zum ersten Mal Titanwerkzeuge einsetzt, tut er sich etwas schwer, dies zu erkennen, weil die Schnittwerte sich erheblich von der Bearbeitung anderer Materialien unterscheiden.“ Trotzdem wurde zum Einfahren Dummy-Material benutzt, um sicherzustellen, dass die Fünf-Achs-Bearbeitung ohne Hindernisse läuft und wirklich keine Störkonturen im Weg sind. Die Serienproduktion konnte 
daraufhin anlaufen, ohne Ausschuss mit dem teuren Rohmaterial produziert zu haben.

Die Bearbeitungszeit wurde schließlich auf 3:20 Stunden verkürzt und liegt damit noch 14 Minuten unter der vereinbarten Zeit. Mit diesem Resultat und der Betreuung durch MAPAL ist SME Aerospace sehr zufrieden. Als nächstes ist bereits ein sehr ähnliches Bauteil im Gespräch, nämlich ein Stopper für die Querruderumlenkung.
 


Kathrin Rehor, PR Project Manager bei MAPAL

Kontakt

Kathrin Rehor Public Relations Kathrin.Rehor@mapal.com Tel.: +49 7361 585 3342


Weitere Case Studies