01.10.2018
Hervorragendes Ergebnis dank enger, partnerschaftlicher Zusammenarbeit
Großmotoren der Marke MTU treiben Fahrzeuge, Baumaschinen und Generatoren für die dezentrale Energieversorgung an. Sie müssen ihre Zuverlässigkeit oft über Jahrzehnte beweisen. Entsprechend hoch sind die Präzisionsanforderungen an die verwendeten Bauteile. Bei der Bearbeitung einer Montagefläche innerhalb einer Abgaskomponente kommt zu den Genauigkeitsanforderungen eine erschwerte Zugänglichkeit hinzu. Für diese schwierige Aufgabe setzt der Geschäftsbereich Power Systems von Rolls-Royce, zu dem MTU gehört, auf einen maßgeschneiderten Fräser mit ISO-Wendeschneidplatten von MAPAL.
Prozesssicherheit und sehr hohe Planheit mit kundenspezifischem ISO-Planfräser von MAPAL
Motoren für große Schiffe weisen andere Anforderungen auf als solche für Baumaschinen oder Notstromaggregate. Trotz aller anwendungsbedingter Unterschiede haben sie jedoch dieselben Anforderungen an die Antriebsaggregate. Diese müssen
- leistungsstark
- energieeffizient
- umweltfreundlich
- zuverlässig und
- langlebig sein.
Der Geschäftsbereich Power Systems ist ein bevorzugter Partner seiner Kunden, eben weil er diese Anforderungen zuverlässig erfüllt. MTU Friedrichshafen definiert nicht nur die Ziele der Entwicklungsingenieure, sondern auch die Präzisionsanforderungen in der Fertigung. Und zwar von der spanabhebenden Fertigung der Gussteile bis hin zur Auslieferung der Motoren und Komplettsysteme.
Qualitätsfaktor Planheit
Jeweils zwei Schrauben an der Innenseite der Gusselemente halten die Blechteile. Dabei muss die Montagefläche zwingend eine hervorragende Planheit aufweisen, denn Unebenheiten bieten den Blechteilen einen unerwünschten Bewegungsspielraum. Die in Hubkolbenmotoren ständig auftretenden Erschütterungen könnten in Verbindung mit Bewegungen der Einzelteile mit der Zeit zu Problemen führen. Im Extremfall sogar zum Abscheren einer Befestigungsschraube.
Fläche mit eingeschränkter Zugänglichkeit
Für die Vorbearbeitung verwenden die Friedrichshafener seit einiger Zeit einen Senker mit einstellbaren Wendeschneidplatten und einem Arbeitsdurchmesser von 51 mm. Bedingt durch die kleine und weit entfernt liegende Einfahröffnung ist der Schaft des über 400 mm langen Sonderwerkzeugs gekröpft. Auf einer Länge von 325 mm ist der Durchmesser auf 24 mm reduziert.
Die Bearbeitung einer einzelnen Senkung wäre mit diesem Werkzeug auch in Finishqualität gelungen. Zunächst zentriert sich der Senker in der ersten Schraublochbohrung und bearbeitet die erste Hälfte der Montagefläche. Wenn das Werkzeug sich dann aber in der zweiten Schraublochbohrung zentriert, um die zweite Hälfte der Montagefläche zu bearbeiten, überfahren die Schneidplatten dabei eine bereits bearbeitete Stelle. Das führt zu ungleichmäßigem Schnittdruck. „Wir konnten die geforderten 70 µm Ebenheit nicht einhalten“, berichtet Hans Schreiner, der auf 40 Jahre Erfahrung bei MTU Friedrichshafen zurückgreifen kann und die Werkzeugplanung und -beschaffung für kubische Großbauteile verantwortet.
Mit MAPAL zum Verfahrenswechel: Planfräser bietet Vorteile
Für MTU Friedrichshafen entwickelt MAPAL einen 400 mm langen Fräser zur Finishbearbeitung. Der Vollhartmetallschaft hat an der schwächsten Stelle 32 mm Durchmesser und ist damit deutlich stabiler als der 24 mm Schaft des Senkers. Ein Planmesserkopf mit vier tangential angeordneten, einstellbaren ISO-Wendeschneidplatten ist auf den Schaft aufgelötet. Das größte Außenmaß des Werkzeugs beträgt 63,5 mm. Nur bei einer definierten Spindelposition passt er durch die 54 mm breite Öffnung. Die zweischneidigen Wendeschneidplatten sind im 45° Winkel angestellt. Asymmetrisch angeordnet haben sie vier verschiedene Flugkreise: 19,5 – 27,5 – 44,5 und 54,5 mm. Trotz eines Verfahrweges von lediglich 10 mm bearbeitet das Werkzeug so die gesamte Fläche mit einer Länge von 70 mm.
„Die Anordnung der Schneiden stellte sowohl die Werkzeugentwickler bei MAPAL als auch unsere NC-Programmierer vor besondere Herausforderungen“, sagt Stefan Wohnhas. Die Aalener Präzisionswerkzeugspezialisten nutzen ihre gesamte Erfahrung, um trotz der komplexen Asymmetrie des Bearbeitungskopfes einen optimalen axialen Planlauf zu gewährleisten. Und das ist gelungen: Eine axiale Verstellmöglichkeit ermöglicht die µm-genaue Einstellung des Planlaufs.
Gemeinsam zum Sonderwerkzeug
Umgekehrt leisten die MTU-Techniker über Anpassungen am Werkstück einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Projekts. Um die befürchtete Labilität durch einen zu dünnen Schaft zu verhindern, veranlassen sie eine minimale konstruktive Änderung an der Einfahröffnung.
Anforderungen deutlich übertroffen
„Umfangreiche Messungen an einem eigens aufgebauten Versuchsmotor bestätigen den Effekt, den wir in der Feinbearbeitung mit dem MAPAL Sonderfräser erreichen“, berichtet Stefan Wohnhas. „Wir erhielten ein Werkzeug, mit dem wir durch minimal invasives Planfräsen mit langer Auskragung die Wartungsarmut und Langlebigkeit unserer Großmotoren nachhaltig weiter verbessern konnten.“